Wintereinbruch, Novembergrau oder milde Atlantikluft

54 Stunden Sonne gibt es im Durchschnitt im November. Hochnebel, die kurze Tageslänge und häufige Tiefdruckgebiete sind dafür der Grund. Wie fast alle Monate in diesem Jahr hält sich auch das Novemberwetter nicht an übliche Wettermuster. Erst sonnig und fast spätsommerlich warm. Keinerlei Tiefdruckeinfluss. Aber da gibt es dann doch noch ein Wetterereignis in jedem November. Den Wintereinbruch um den 20. des Monats herum.

Diese Wetterlage sorgt für Wintereinbruch

Kurz dachte ich: endlich einmal etwas Gewohntes in der Wetterbeobachtung. Der klassische Wintereinbruch um den 20. November. Kennt man doch. Aber denkste. Die für diese Jahreszeit völlig ungewohnte Ostwetterlage hat uns am 19. November den ersten Schnee gebracht. Ein Hoch über Skandinavien. Das Tief über Italien. Sonst haben wir häufig die Nordwetterlage. Das Hoch liegt dabei auf dem Atlantik, das Tief entsprechend über Osteuropa.

Gibt es diesen kalten November Rain wirklich?

Guns n‘ Roses? November Rain? Die Älteren unter uns kennen natürlich diesen musikalischen Klassiker. Für die Jüngeren hier das Video. Kalter Novemberregen, naja. Die Wetterlage mit den meisten Niederschlagsmengen ist eher eine der wärmsten. Die Westwetterlage. Das Tief über Skandinavien, das Hoch über Südeuropa. In diesem Fall kommt die Luft direkt vom milden Atlantik. Regen, über 10 Grad.

Die „Roses“ können eigentlich nur die entsprechenden Kaltfronten dieser Tiefs besungen haben. Denn dann folgt in der Tat der kalte Novemberregen. Der dann auch gerne bis ins Flachland in Schnee übergeht.

Weiterführende Informationen zu Wetterlagen im Winter.

Lake Effekt – diesmal die warme Variante

Im Beitrag Dauerfrost im Februar hatte ich bereits das Thema Lake Effekt an der Ostsee erklärt. Bei anhaltenden Nordostwinden streicht in der Höhe sehr kalte Luft über das warme Wasser der Ostsee. Dadurch entstehen kräftige Schneeschauer.

Diesen Effekt gab es nun wieder. Kalte Luft floss über die noch warme Ostsee. Es entstanden Schauer, aber diesmal als Regen. Die Ostsee hat derzeit um die 9 Grad und erwärmt somit die kalte Luft auf deutliche Plusgrade. Den Effekt mit 40 cm Schnee und meterhohen Schneeverwehungen kann es also nur geben, wenn auch die Ostsee um die null Grad hat.

Wie wird der Winter? Die Entscheidung fällt oft im November

Wird es ein kalter oder milder Winter? Die klare Antwort: Kann man nicht sagen! Und in diesem Jahr, indem keine klassischen Wetterprozesse stattfinden, schon gleich gar nicht.

Die Grundlage für einen eher strengen Winter ist zwar derzeit gelegt. Stabiles Hoch über Skandinavien. Zufuhr kalter Luft aus Osten. Dennoch könnte ein kräftiges Tief vom Atlantik das normale, eher milde Westwindwetter rasch wieder aufleben lassen.

Das typische Wechselspiel aus mildem Regenwetter und kurzen Schneematschphasen wäre die Folge. Die ausgetrocknete Natur bräuchte also eher einen milden Winter.

Tiefverschneite Berglandlandschaft. Blauer Himmel. Schnee klitzert in der Sonne. Rechts sind Berghütten im Schnee zu erkennen.

Wintereinbruch im November. Oft um den 20. November herum. In diesem Jahr gab es aber bislang nur wenig Schnee.

Dauerfrost und Lake Effekt zum großen Winter Finale

Strenger Dauerfrost und heftige Schneeschauer zum Winterausklang

Der Winter holt noch einmal alles auf, was er in den Vormonaten vermissen ließ. Strenger Dauerfrost durch sibirische Kälte. Heftige Schneeschauer an der Ostsee samt Schneeverwehungen und sogar Schnee in Rom. Es scheint das große Finale des Winters zu sein. Aber wer glaubt, dass es dann dauerhaft Frühling wird, der wird bald eines Besseren belehrt werden.

Kommt die Luft wirklich aus Sibirien?

Ja! Schon im Beitrag Schneeschauer und Vb Wetterlage erwähnte ich die Ostströmung durch ein Hoch über Skandinavien. Dieses Hoch hat sich im Februar als sehr robust erwiesen. Bei dauerhaftem Ostwind wird die Luft tatsächlich vom Kältepol Russlands nach Mitteleuropa transportiert.

Der extreme Dauerfrost mit Höchstwerten von um die Minus 10 Grad ist Ende Februar aber nur durch eine Bedingung möglich. Einer geschlossenen Schneedecke über Osteuropa. Dadurch gelangen die extrem kalten Temperaturen ohne Möglichkeit sich zu erwärmen nach Westen. Die Sonne hat bereits imense Kraft und würde die Böden ohne Schneedecke sofort deutlich erwärmen. Die Folge wäre eine Kältewelle light.

Fast ein halber Meter Schnee an der Ostsee durch Lake Effekt

In der Gegend um Lübeck an der Ostsee liegt mehr Schnee als in Garmisch-Partenkirchen. Schuld daran ist der Lake Effekt. Die extrem kalten Temperaturen aus Russland streichen über Tage hinweg von Ost nach West über das positiv temperierte Wasser der Ostsee. Dabei entstehen durch die Feuchtigkeit und die Temperaturgegensätze etwa ab der dänischen Insel Bornholm heftige Schneeschauer.

Diese ziehen kurioserweise in sogenannten Schauerstraßen stets über die gleichen Regionen hinweg und hinterlassen eine dicke Portion Neuschnee. Zusammen mit dem eiskalten und böigen Ostwind entstehen rießige Schneeverwehungen. Das passieren von Landstraßen und Autobahnen wird dadurch fast unmöglich.

Zu diesem Thema empfehle ich den folgenden Wikipedia Eintrag Lake Effekt.

Weiterer Beitrag zum Thema Wintereinbruch.

Viele Rückschläge bis zum Frühling

Der Dauerfrost wird nun bald weichen. Gut möglich, dass es durch Südwestwinde bald sogar richtig mild wird. Aber der Durchbruch zum dauerhaften Frühling ist das noch lange nicht. Durch den zunehmenden Tiefdruckeinfluss werden sich dann bis April milde Temperaturen und Föhn mit kalten Phasen, Schneeschauern und Nachtfrösten abwechseln.

Immerhin: sibirische Kältewellen mit Dauerfrost und Schneeverwehungen haben wir dann aber erstmal überstanden.


Hier eine Aufnahme mit dickem Raureif in den Bergen rund um den Tegernsee. Hier liegt nicht nur bis zu 250 cm Schnee. Tagelanger Hochnebel sorgte zudem für eine 10 cm dicke Schicht Raureif.

Tagelanger Hochnebel und Dauerfrost sorgen für dicken Raureif.

Im Gebirge liegt dieses Jahr sehr viel Schnee, mal sehen wie lange er liegen bleiben wird.

Hochnebel dank Inversion

Langweiliges Wetter? Nicht ganz.

Derzeit könnte man sich nur unter der Bettdecke verkriechen. Kalt, grau, langweilig. Dieser graue Hochnebel schlägt schon aufs Gemüt. Aber diese Wetterlage hat dennoch ihre ganz besonderen Reize. Welche könnten das sein?

Oben warm, unten kalt dank Inversion

Bei stabilen Hochdruckwetterlagen im Winter stellt sich generell eine Inversionswetterlage ein. Inversion heißt Umkehrung. Normalerweise ist es unten in den Tälern wärmer als auf den Bergen. Bei dieser Wetterlage ist es aber so, dass sich die kalten Luftmassen in den Tälern ansammeln. Kalte Luft ist schwerer als warme Luft und so kommt es, dass es in der Höhe wärmer ist, als in tieferen Regionen. An der Grenze der beiden Luftschichten entsteht durch Kondensation eine zähe Wolkendecke, dem langweilig, grauem Hochnebel.

Hochnebel sorgt für Überraschungen

Unter diesem Hochnebel kühlt die Luft dann in den langen Nächten immer weiter ab. Oft stellt sich Dauerfrost ein. Also die Temperaturen gehen auch tagsüber nicht über die 0 Grad hinaus. Da die Feuchtigkeit in der Hochnebeldecke nicht nach oben entweichen kann, da hält ja die warme Luft dagegen, fällt leichter Niederschlag aus dem Hochnebel zu Boden. Bei negativen Temperaturen ist das dann Schneegriesel oder leichter Schneefall, so dass es doch ein wenig winterlich überzuckert aussieht.

Inversionswetterlage in den Bergen.
Oben sonnig und mild im Tal kalt und neblig. Das ist die Inversionswetterlage.

 

Bei langanhaltenden Inversionswetterlagen sammeln sich viele Staubpartikel in der Hochnebeldecke an. Diese reichern sich mit der Feuchtigkeit des Nebels an und fallen zu Boden. So kann es vorkommen, dass in der Nähe von größeren Industriestandorten stärkerer Schneefall einsetzt. Der Industrieschnee sorgt in manchen Stadtteilen größere Städte teilweise für eine geschlossene Schneedecke.

Schnee in den Bergen taut nicht

Also, unten kalt, oben warm. In den Bergen ist es also wärmer, als in den Tälern. Teilweise werden hier über 10 Grad Plus und herrlichster Sonnenschein gemessen. Aber der Schnee taut dennoch nicht. Das liegt an der Verdunstungskälte. Die Sonne scheint auf die Schneedecke, diese wird ein wenig angetaut. Bei diesem Vorgang kühlt die Umgebungsluft stark ab und erreicht negative Temperaturen. So bleibt die Schneedecke trotz hohen Temperaturen erhalten. Der perfekte Tag zum Skifahren…

Verdunstungskälte. Der Schnee schmilzt nicht.

Trotz positiver Temperaturen schmilzt der Schnee nicht.

Dem Hochnebel entfliehen. Herrlichster Sonnenschein in den Bergen. Dort ist es warm, in den Tälern bleibt es kalt und neblig.

Alpentäler im Hochnebel verschwunden. Eine Aufnahme aus dem Flugzeug.