Warmer Sommer 2019. Rekordverdächtig und trocken.

Der Sommer 2019 neigt sich dem Ende entgegen. Zeit für ein kurzes Fazit. Das war doch kein warmer Sommer, oder? Ständig bewölkt. Eher kühl. Manchmal herbstlich. Dieses Gefühl haben viele derzeit. Doch schaut man genauer hin. Und stellt dazu noch einen Vergleich zum Jahrhundertsommer 2018 auf ergibt sich ein anderes Bild.

Warmer Sommer 2019 – echt jetzt?

Bevor man einen Vergleich aufstellt, benötigt man eine Basis. In der Wetterbeobachtung teilt man Sommer, Herbst, Winter und Frühling in jeweils drei Monate auf. Der meteorologische Sommeranfang ist der 01. Juni. Der Sommer endet dann am 31. August. Somit kann man die Jahreszeiten statistisch besser erfassen und vergleichen.

Wir alle haben noch den Jahrhundertsommer 2018 im Kopf. Sonne von April bis Oktober. Dürrekatastrophe. Tropische Nächte. Hitzeperioden. Das prägt sich ein im Kopf. Und im Gefühl. Und genau dieses schafft dann eine verzerrte Wahrnehmung.

Denn: Es ist nicht zu glauben. Der Sommer 2019 war ähnlich warm wie 2018. Echt jetzt? Ja! Die Mitteltemperatur liegt nur um etwa 0,3 Grad auseinander. Wie kann das sein?

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Die Gründe für den warmen Sommer 2019

Das Gefühl vieler hat recht. Es war etwas bewölkter in diesem Jahr. Diese Bewölkung verhindert nachts die Auskühlung. Somit ergaben sich 2019 viel höhere Nachtwerte als ein Jahr zuvor. Und in der Statistik ergeben sich dadurch eben ähnlich hohe Tagesdurchschnittstemperaturen als letztes Jahr.

Auch wenn etwas weniger die Sonne schien. Gemessen an den normalen Sommern eben doch viel mehr. Und Sonne schafft Wärme. Von Früh an. Und das erhöht natürlich: Genau! Den Durchschnittswert.

Ein weiterer Grund: die beiden Hitzewellen Ende Juni und Juli. Der deutsche Allzeitrekord aus dem Jahr 2015 mit 40,3 Grad in Kitzingen wurde pulverisiert. Unfassbare 42,6 Grad im niedersächsischen Lingen am 25. Juli. Diese hoben natürlich die Temperaturen im Durchschnitt.

Nun hatten wir zwei außergewöhnlich heiße und sonnige Sommer nacheinander. Mal sehen, ob es aufgrund der globalen Klimaveränderung so weiter geht. Oder ob man im Jahr 2020 doch – wie bei uns üblich – häufig abends die Jacke braucht. Das kennt man ja gar nicht mehr, oder?

Warmer Sommer 2019 auch an der Ostsee.

Warmer Sommer 2019. Viel Sonne und hohe Temperaturen von den Alpen bis zur Küste.

 

Jahrhundertsommer? Welche Wetterlage war das denn?

Noch gut eine Woche haben wir Hochsommer. Eine Woche noch schwitzen, über Hitze stöhnen, gießen. Noch eine Woche Jahrhundertsommer. Dieser Sommer übertrifft in vielerlei Hinsicht alles, was vorher gemessen und beim Wetter beobachtet wurde. Doch zum letzten Augustwochenende zeichnet sich die dramatische Wetterumstellung an. Aber welche Rekorde wurden gebrochen? Welche Wetterlage war ausschlaggebend und hat uns diesen Jahrhundertsommer beschert?

Wann ist ein Sommer ein Jahrhundertsommer?

Nur mal so eine kleine Aufzählung:

  • wärmster Frühling aller Zeiten
  • längste Hitzewelle aller Zeiten
  • in vielen Regionen so wenig Niederschlag wie noch nie
  • Sonnenstunden Rekorde
  • höchste gemessene Badeseen-Temperaturen
  • und so weiter und so fort…

Der Jahrhundertsommer 2003 war noch in unseren Köpfen als das Nonplusultra eines Sommers. Doch dann kam dieser Sommer 2018. Von den Werten ist noch nicht ganz klar, ob er den Sommer 2003 übertreffen wird. Eines verbindet die beiden Jahre aber. Der Grundstein wurde bereits zum Ende des Winters gelegt.

Starkes Hoch über Russland, dann Skandinavien, dann Mitteleuropa

Zum Ende des Winters hatten wir ein starkes Hochdruckgebiet über Russland. Dieses wanderte ab April nach Skandinavien und nistete sich dort ein. Nein, es verstärkte sich sogar immer mehr. Die Folge: hohe Temperaturen von Nord- und Ostsee, viel Sonne und wenig Niederschläge. Und genau das sind die Grundzutaten für einen Jahrhundertsommer.

Die warmen Wassertemperaturen der Meere verhindern länger anhaltende Kälteeinbrüche. Und die bereits im Frühjahr recht trockenen Böden wirken wie ein Beschleuniger der Hitze. Ein regelrechtes Wüstenklima mitten in Europa.

Ab Ende Juni schwächelte zwar das Hoch im Norden Europas. Kein Problem. Denn das Azorenhoch schickte uns immer wieder Ableger und ließ den Tiefausläufern vom Atlantik kaum eine Chance. Nur einzelne Gewitter und immer wieder heiße Tage über 30 Grad. Ausgedorrte Flüsse, Felder, Wiesen. Lediglich der Alpenraum bekam des Öfteren kräftigere Regenschauer ab. Dort ist die Trockenheit nicht so verheerend ausgefallen.

Nur ein Rekord wird nicht gebrochen

Die jemals höchste gemessene Temperatur in Deutschland wurde am 05. Juli und am 07. August 2015 in Kitzingen mit 40,3 Grad erzielt. Dieser Rekord bleibt vorerst unerreicht. Im Sommer 2018 wurde als höchste Temperatur nur 39,4 Grad in Bernburg in Sachsen-Anhalt gemessen.

Dennoch: Dieser Sommer wird alleine schon wegen der Dürre in vielen Regionen in Erinnerung bleiben. Für die begeisterten Wetterbeobachter unter uns gilt: Bei einem starken Hoch im April in Nordeuropa sollte man hellhörig werden…

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